Prodigal Son
Der Bluesmusiker Robert Wilkins aus Memphis machte in den Jahren von 1928 bis 1938 Aufnahmen – und tauchte dann unter. 1964 spürte ihn der Forscher Dick Spottswood auf – der Beginn einer zweiten Karriere für Wilkins. Von all den wiederentdeckten Bluesleuten der Vorkriegsära war Wilkins einer der allerbesten. Seine Gitarrentechnik und sein Gesang klangen noch immer kraftvoll und überzeugend. Doch mittlerweile war Wilkins Prediger geworden und spielte keinen solchen Blues mehr wie auf seinen Vorkriegsaufnahmen. Stattdessen nahm er nun mit dem gleichen Feuer und Leidenschaft Gospellieder auf. Auf dem Piedmont-Label veröffentlichte Spottswood einige von Wilkins Songs unter dem Titel 'Memphis Gospel Singer'. Vier weitere Aufnahmen erschienen als 'The Old World's In A Hell Of A Fix’ auf Biograph Records. Auf dieser CD finden sich sämtliche Aufnahmen vereint, restauriert und neu gemastert, zusammen mit ausführlichen Erinnerungen von Dick Spottswood an seinen Freund Robert Wilkins. Einst waren wiederentdeckte Bluesmusiker für uns etwas ganz Selbstverständliches. Doch es ging einer nach dem anderen. Robert Wilkins starb 1987. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er gut abgesichert von den Tantiemen der Rolling Stones für Prodigal Son. Heute leben keine Bluesleute der Vorkriegsjahre mehr, und selbst die Liste der nach dem Krieg populären Bluesmusiker wird ständig kürzer. All das macht diese zum Zeitpunkt ihrer Erstveröffentlichung schnell vergessenen Aufnahmen umso wertvoller, eine greifbare Erinnerung an die Anfangstage einer großartigen amerikanischen Kunstform, den Blues.